Multimedia-Performance für Violine, E-Violine, Live-Elektronik, Video, Licht und Laser
am: Donnerstag, den 03.07.2014 um 20 Uhr
im: stromraum/studio, König-Karl-Strasse 27, Stuttgart-Bad Cannstatt
Barbara Lüneburg Violine, E-Violine,
Marko Ciciliani Elektronik, Licht und Laser
spielen:
Yannis Kyriakides (Amsterdam)
Bayesian Poison (2010)
für Violine, Soundtrack und Video
Marko Ciciliani (Wien)
Alias (2008)
für E-Violine, Elektronik, Licht und Laser
Die Geigerin Barbara Lüneburg lädt kontinuierlich Komponisten und Visual Artists ein mit ihr bei der Komposition neuer Multimediawerke zu kollaborieren. Die Herangehensweise der Künstler variiert dabei enorm. In Stuttgart hören wir das von japanischen Mangas inspirierte Alias von Marko Ciciliani und Yannis Kyriakides Internet-Spam-Tribut Bayesian Poison.
In Kyriakides Bayesian Poison unterstreicht eine reelle und eine Fake-Violine ein Video, das ganz und gar aus Texten von Spam Mails gemacht wurde. Das Stück bewegt sich in schnellem Tempo durch eine Myriade von elaborierten Betrugsmaschen, zufälliger “Spam-Poesie” und “Phishing” Mails, die an unsere habgierige Natur appellieren und versuchen uns anzuködern, in dem sie etwas für nichts versprechen. Die Musik liefert Assoziationen zum fiedelnden Teufel aus der Folklore, der versucht uns zu hypnotisieren und zu einem verbotenen Austausch zu verführen. Der Ausdruck “Bayesian Poison” bezieht sich auf die Praxis, zufällige Worte zu Spam Emails hinzuzufügen, um den statistischen Wort Filter für Spams zu umgehen.
In Marko Cicilianis Komposition Alias haben ist die Audio- und die visuelle Ebene gleichberechtigt. Unter seinen Händen transformieren Musik, Licht und Laser den Raum in eine eindringliche, fast physisch erlebbare Erfahrung für Performer und Zuschauer. “Look” und “Feel” von Alias sind inspiriert von japanischen Mangas, Popmusik und dem visuellen Phänomen des Alias-Effektes beim Film. [Ein Rad das sich im Film beschleunigt, dreht sich erst in die richtige Richtung, dann plötzlich rückwärts, bei noch höherer Geschwindigkeit wieder vorwärts, aber scheinbar immer langsamer]. Den Alias Effekt transferiert er von der visuellen auf eine musikalische Ebene in rotierenden minimalistischen Patterns.
Ciciliani entführt uns in ein Feuerwerk von Energie und Licht, weg von den abgedroschenen Pfaden des klassischen Violin Repertoires in seine eigene Crossover-Welt.
Barbara Lüneburg Violine, E-Violine
Barbara Lüneburgs Arbeit als Solistin und Kammermusikerin hat unzählige Komponisten zu neuen Solowerken, Violinkonzerten und Kammermusik inspiriert. Als Ko-autorin von Kompositionen bewegt sie sich hauptsächlich im multimedialen Bereich.
Barbara Lüneburgs Tourplan führt durch Europa, beide Amerikas, den mittleren und fernen Osten, sowie auf große Festival wie Schleswig-Holstein Musikfestival, Berliner Festspielen, Donaueschinger Musiktage (D), Huddersfieldfestival (GB), Bregenzer Festspiele, Wien modern (A), Weltmusiktagen in Korea, Gaudeamus Week (NL), Cervantino Festival (Mexiko), Roaring Hooves (Mongolei), Fadjr Festival (Iran) oder Crossing Borders (USA).
Barbara Lüneburg ist auf etlichen CDs und in Radio-und Fernsehproduktionen vertreten. Kritiker beschreiben ihr Spiel als “teuflisch virtuos, leidenschaftlich, transparent und schimmernd, beeindruckend rein, detailliert, nuancenreich, expressiv und packend”. Klassik.com zeichnete ihre Solo-CD “The Refined Ear” wurde von HYPERLINK “http://klassik.com/”klassik.com als eine der besten Neuerscheinungen des Jahres 2006 aus. Ihre Solo-DVD Weapon of Choice mit Multimediaarbeiten wurde als “bahnbrechend” besprochen, der irische Komponist Ed Bennett setzte sie in der Zeitschrift “Grammophone” auf seine Liste der 10 besten zeitgenössischen Releases des Jahres 2011. Das BBY Music Magazine bezeichnete ihre neueste Solo-CD (2013), die Bachs d-moll Partita mit spektralen Werken Scelsis kombiniert, als “kühn” und gab ihr 5 Sterne.
Barbara Lüneburg lehrt an den Medienhochschule Darmstadt und St.Pölten. In ihrem neuesten künstlerischen Forschungsprojekt “Transcoding-From ‘Highbrow’ Art to Participatory Culture”, das vom Wissenschaftsfonds Österreich in die österreichische Spitzenförderung aufgenommen wurde, untersucht sie, wie und ob man über Social Media ein junges potentielles Publikum künstlerisch für ein Thema begeistern und zur Teilnahme über das Internet aktivieren kann.
Persönliche Website
Soundcloud Site
YouTube-Kanal
Blog zum Forschungsprojekt
Marko Ciciliani (* 1970, Kroatien) lebt als Komponist und audiovisueller Künstler in Wien.
Der Schwerpunkt seines Schaffens konzentriert sich auf Kombinationen von Instrumenten und Elektronik, häufig mit der zusätzlichen Einbeziehung von Licht-, Laserdesign und/oder Video als integrative Elemente einer Komposition. Die Kombination von klanglichem und visuellem Material war auch der Inhalt seines PhDs, den er 2010 an der Brunel University in London abgeschlossen hat.
Charakteristisch für Cicilianis Kompositionen ist die Auffassung von Klang als nicht nur abstraktes, sondern kulturell geprägtes Material, dessen kommunikatives Potential es auszuloten gilt. In seinen Werken kommt eine konzeptionell ausgerichtete Arbeitsweise zum Ausdruck, in der Aspekte der klassischen Komposition ebenso zum Tragen kommen wie solche der Sound Studies und der Medienwissenschaften.
Aufgrund dieser vielfältigen Bezugsebenen entzieht sich Cicilianis Musik der klaren Zuordnung zu einem einzelnen Genre, was sich darin widerspiegelt, dass seine Werke auf Festivals der instrumentalen zeitgenössischen Musik – wie Wien Modern, Huddersfield Contemporary Music Festival, Zagreb Biennale oder den ISCM Weltmusiktagen – ebenso häufig anzutreffen sind wie auf Veranstaltungen der experimentellen elektronischen Musik – wie ZKM, Club Transmediale/Berlin, Super Deluxe/Tokyo, NowNow/Sydney oder Experimental Intermedia/New York.
Ciciliani erhielt 2009 das prestigereiche „Villa Aurora Stipendium“, das ihm ermöglichte drei Monate in Los Angeles zu leben und arbeiten. Ebenfalls 2009 war er „Composer in Residence“ beim 14. Komponisten Forum Mittersill. Er ist seit 2011 als Gastprofessor für elektro-akustische Komposition am Institut für elektronische Musik und Akustik (IEM) der Kunstuniversität Graz tätig und wird am gleichen Institut ab Oktober 2014 die Universitätsprofessur für „Komposition-Computermusik und Sounddesign“ antreten.